Aus der Not eine Tugend gemacht. Das Projekt entstand durch das alljährliche Problem mangelnder Igelpflegestellen. Eine Äußerung, im Knast gäbe es doch viele Leute und auch reichlich Platz, brachte das Ganze endgültig ins Rollen. Damit das Projekt auch gelingen konnte war es erforderlich im Vorfeld zahlreiche Gespräche zu führen mit der Direktion der Justizvollzugsanstalt Dortmund (JVA), den Betreuern der Häftlinge und den Häftlingen selber.

Es wurden Anleitungen, Unterweisungen und Informationen zum Thema „Rund um den Igel" vermittelt, da alle Beteiligten Laien auf diesem Gebiete waren und sind. Es mussten geeignete Räume im Gefängnis gefunden und Igelunterkünfte gebaut werden.

In der Holzwerkstatt entstand ein wunderbarer „Igelschrank", der liebevoll von einem Häftling mit Igelmotiven bemalt wurde. Ein wichtiger Punkt war und ist die Nahrungszubereitung, die in einer gesonderten Abteilung stattfindet. Auch für den bevorstehenden Winterschlaf musste ein geeigneter Platz gefunden werden, wofür sich ein separater, nicht genutzter Gefängnis-Innenhof sehr gut anbot. Es wurden also Futterkisten und Schlafhäuser für den Außenbereich gebaut. Es war vorgesehen, dass zunächst vier Igel untergebracht und von vier Häftlingen und deren Betreuern versorgt werden sollten.

Vier „Knast-Igel" zogen am 16 November 2006 ohne Haftbefehl, ohne Handschellen, ohne Urteilsverkündung in das Gefängnis ein. Es fand von Seiten der Arbeitsgruppe Igelschutz laufende Visiten statt um den Verlauf des Projektes, den Gesundheitszustand der Tiere, die Hygiene und Futterbereitung zu beobachten. Es war und ist eine ständige E-Mail Adresse geschaltet, um bei Fragen und Unsicherheiten sofort antworten zu können. Den ersten Winterschlaf haben die Igel wunderbar überstanden, so dass sie im Frühjahr 2007 in die „Freiheit" entlassen werden konnten.

Da das Projekt sehr gut bei den Häftlingen, Betreuern und der Arbeitsgruppe Igelschutz angekommen ist, wurde es in den darauf folgenden Jahren beibehalten mit dem Aspekt der Resozialisierung und therapeutische Maßnahmen. Es war in den Jahren sehr deutlich erkennbar, dass auch raue Seelen recht weich werden können gegenüber einer ihnen anvertrauten Kreatur. Es zeigten sich Verständnis, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Gleichfalls war und ist eine wunderbare Unterbrechung in der Tristesse des grauen Gefängnisalltages.

Projekt 2008: „Begrünung des Knast-Innenhofes"
Der Gedanken eine grüne Oase für die Igel zu schaffen, wurde im Spätsommer / Herbst 2008, in die Tat umgesetzt.

Die bürokratischen und organisatorischen Hürden der JVA stellten zunächst eine erhebliche Erschwernis in der Verwirklichung des Projektes dar. Aber was lange währt wird endlich gut.

Jeder für sich, ein Betreuer, vier Häftlinge und zwei Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Igelschutz Dortmund,. Beate Dinslage und Rosemarie Adam, haben im Spätsommer 2008 ein ansehnliches, freundliches Naturareal geschaffen

Es wurde ein Naturteich von 5 mal 4 m ausgehoben, mit Flies und Teichfolie ausgelegt und mit Natursteine umrandet, nach einigen Wochen wurde der Teich „geflutet", mit Teichpflanzen und Amphibien bereichert, was aber 2009 ergänzt werden muss.

Insgesamt wurden 5 cbm Totholz für natürlichen Igelunterschlupf und zur Insektenvermehrung, 5 Tonnen Natursteine für Teichumrandung, Igelunterschlupf und Steinhügel und 4,5 cbm Rheinsand geliefert und bewegt. Unzählige Büsche, Blumen und Blumenzwiebel wurden in vielen Fahrten mit dem Privatwagen herangebracht und gepflanzt. Vorgesehen sind noch Vogelnistkästen Vogelfutterhaus und Insektenstationen zu erstellen um die noch stille Natur zu beleben. Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich.

Von den Häftlingen kam anschließend die Idee, doch eine „ Grünen- oder Garten AG" zu gründen, um das Geschaffene zu pflegen und zu erhalten. Dazu muss leider wieder der bürokratische Weg eingeschlagen werden. Ein sehr positiver Aspekt in der Begrünung des „Knastinnenhofes" liegt darin, dass nun auch im Sommer, also ganzjährig einige Igel untergebracht werden könne. Alte, zahnlose oder blinde Tiere, die wegen mangelnder Aussetzmöglichkeiten bislang eingeschläfert werden mussten, haben hier ein Refugium erhalten. In diesem Sinne ist für das Jahr 2009 ein erneutes Projekt entstanden: „Igel im betreuten Wohnen"

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Hallerey 39 (Tierschutzzentrum)
44149 Dortmund-Dorstfeld
Telefon (0231) 17 55 55
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